Amazon Wild Rivers - Teil 2

Piraiba

Februar 2015 . Südamerika . Suriname

Martin Peters

Nach der ersten erfolgreichen Etappe unseres einmonatigen Südamerika-Abenteuers brachen wir nach Suriname auf. Hier wollten wir uns ausschließlich den Piraibas widmen und in zwei Flusssystemen angeln. Diese größte Welsart Südamerikas legte auf ihren Laichzügen beachtliche Strecken zurück – im Amazonas waren das sogar bis zu fünftausend Kilometer! Der massive Körper dieser Räuber mit den großen, schönen Flossen erinnerte ein wenig an einen Hai und war auf das Leben als Langstreckenschwimmer in schneller Strömung bestens angepasst. Bei ansteigenden Wasserständen begaben sich die größeren Fische in die Oberläufe, doch dieses Jahr war die kleine Regenzeit ausgefallen und alle Flüsse führten nur noch in ihren Hauptrinnen tieferes Wasser. Wir hatten etwas Bedenken, ob wir unter diesen Bedingungen noch alle Strecken mit den Booten passieren und die großen Lau Laus finden konnten.

Nachdem Claudia, Nils und ich in Suriname von Frank, Gerry und Hati verstärkt wurden, konnte unsere Reise zum ersten Gewässer beginnen. Rund dreihundert Flusskilometer standen vor uns, für welche wir zwei Tage Reisezeit benötigten. Gurgelte das Wasser in Küstennähe noch träge dahin, zeigte sich die Landschaft stromauf zunehmend abwechslungsreicher und der Flusslauf wurde immer wieder von größeren Felsblöcken und flachen Sandbänken unterbrochen. Wir konnten unser erstes Ziel erreichen – die Stromschnellen stromab von großen Wasserfällen, welche eine natürliche Barriere für aufziehende Fische darstellten. Doch waren die Piraibas bereits bis hier her gekommen? Unsere Guides machten uns nicht allzu große Hoffnungen.

Die folgenden Tage waren gleichermaßen erfolgreich wie lehrreich. Wir suchten Spot für Spot ab, doch außer meist kleineren Redtails kam kein großer Run auf die Köder. Lediglich in einem einzigen Pool schienen sich die Piraibas dicht beieinander gesammelt zu haben – in den ersten drei Tagen konnten wir fünf von ihnen landen, alle zwischen 1,95 und 2,02m lang. Zwei Weitere in dieser Größenordnung gingen im Drill entweder durch Rutenbruch oder durch Hakenverlust verloren. Vermutlich hatten sich die Fische genau dieses ruhige, schlammige Loch ausgesucht, um hier vor der Laichzeit aufs anschwellende Wasser zu warten. Sogar ein mittelgroßer Tarpon schüttelte sich neben dem Boot vom Haken ab. Auch diese Fischart stieg zu bestimmten Zeiten weit in die Flüsse auf und wurde hier schon in Längen von über zwei Meter gefangen.

Eigentlich wollten wir den ersten Abschnitt ganze sechs Tage beangeln, doch durch die erschwerte Bootsfahrt bei der Anreise mussten wir uns bereits nach drei Tagen auf den Rückweg begeben. Wir waren jedoch sicher, den Bereich nun ausreichend befischt zu haben, und der zweite Fluss versprach mehr konstante Aktion.

Während die langen Bootsfahrten durch traumhafte Urwaldlandschaften eine wahre Bereicherung der Tour waren, zogen sich die Reisetage mit Taxi und in diversen Hotelaufenthalten – von miserabler Absteige bis gehobenem Standard – doch etwas in die Länge. Schließlich erreichten wir unser letztes Angelgebiet, den derzeit wohl erfolgversprechendsten Lau Lau-Fluss. Diese Mal verstauten wir all unsere Sachen auf einem Pontonboot als Schlaf- und Basispunkt, welches wir mit einem unser Angelboote über Nacht stromauf schleppten. Mit sechs Anglern und vier Guides wurde das manchmal schon ganz schön eng, und auch die Angelstunden von den Booten aus zehrten zeitweilig an unseren Nerven. Wir bekamen nicht die erwartet höhere Bissquote, und jeder Fisch musste hart erarbeitet werden. Doch auch hier erlebten wir das gleiche Phänomen – wir fingen fast nur große Piraibas! Diese waren hier aber über den Fluss verteilt und mussten gefunden werden. All die mittleren Fischgrößen waren fast verschwunden. Hatte das etwa schon mit dem Start der Wanderungen bestimmter Wels-Generationen zu tun? Wir wussten es nicht, aber wenn sich einer der großen Lau Laus den Köder schnappte, heulte die Bremse auf, wurden Haken verbogen, musste auf Biegen und Brechen zwischen versunkenem Holz gedrillt werden. Als ich einmal beim Anhieb den Daumen auf die Spule meiner Multirolle legte, war er im Anschluss eine einzige große Brandblase. So konnten wir auf dieser letzten Etappe nochmal vier große Welse von 1,91 bis 2,05m nachlegen und einige weitere in dieser Kategorie stiegen uns nach kurzer Drillzeit wieder aus.

Auch ein Monat im Urwald ging einmal zu Ende. Wir schoben uns mit dem Pontonboot gemächlich zurück zu unserem Ausgangspunkt. Auf unserer gesamten Expedition hatten wir mit unseren Booten allein auf den Anfahrtswegen über tausend Flusskilometer zurückgelegt. Was haben wir für gewaltige Eindrücke gesammelt, welch ein Abenteuer erlebt, was für Fische gefangen! Am Ende haben wir unsere Träume erfüllen können und einen umfangreichen Überblick über die Angelmöglichkeiten in dieser letzten großen Wildnis erhalten. Zu guter Letzt waren wir bemüht, noch schnell bei Einheimischen eine Dusche zu bekommen. Und schon hieß es zurück in den Flieger und Abschied von Südamerika nehmen – doch ganz bestimmt nicht für immer!

 

Statistik

Angler: Claudia,  Martin, Nils, Frank, Gerry, Hati

Piraibas: 12

Längen in m:

2.052.022.022.012.001.951.951.951.91 – 1.55 – 0.87 – 0.85

Redtails:10 (bis 1.11m)