High Noon

Waller

September/Oktober 2013 .  Spanien  .  Rio Ebro

Martin Peters

Dieses Jahr war in Spanien alles anders. Während stark ansteigende Wasserpegel des Rio Ebros im Frühjahr nach starken Regenfällen und Einsetzen der Schneeschmelze in den Pyrenäen durchaus normal waren, führten die heißen Sommertemperaturen doch normalerweise ab spätestens Mai zu fallenden Pegeln. Irgendwie schien sich die Lage dieses Jahr aber nicht so recht zu erholen. Immer wieder ließen Regenfälle den Ebro und seine Zuflüsse anschwellen. Mit etwas Sorge verfolgten wir den Sommer über im Internet die Wasserstände. Kurz vor Abfahrt schien es dann doch noch so etwas wie eine kurzzeitige Entspannung zu geben, welche uns den Zugang mit dem Geländewagen zu einigen Erfolg versprechenden Ebrostränden erlauben würde.

Für Minca und mich stand eine dreiwöchige Tour auf dem Programm, welche das ungemütliche Desaster von unserem Frühjahrestrip wieder gut machen sollte. Die erste Woche wollten sich noch „the evil scotsman“ Hugh sowie Theo und Lisa zu uns gesellen, um gezielt auf Karpfen zu angeln. So gab es in Mequinenza City ein großes Treffen und Wiedersehen mit der letzten Möglichkeit, in der Zivilisation die übliche Dönerplatte zu genießen.

Für Ende September war es mit über 30°C ungewöhnlich warm, in der Nacht sank das Thermometer in den ersten zwei Wochen selten unter 20°C. Vor Ort sah die Situation recht zuversichtlich aus. Wir bauten unsere Camps am Wasser auf und genossen das herrliche Sommerwetter.

Bereits die ersten Stunden mit scharfen Ruten zeigten uns, dass wir wieder am Fisch waren. Doch die Beissphasen waren sehr periodisch und unvorhersehbar. Oft lief es ein bis drei Tage sehr gut und ließ darauf hoffen, dass ein bestimmter Faktor nun ein konstanteres Fressen einleiten würde. Doch alles, was man vermuten konnte, stellte sich nicht als Ursache des Beißverhaltens heraus. Keine weiter sinkenden Pegel, keine konstanten Wasserstände, kein Anstieg des Wassers und nicht die drei Gewitterstürme mit der daraus folgenden Anreicherung des Wassers mit Sauerstoff. Schon gar nicht die Mondphase und auch nicht so recht die stark sinkenden Wassertemperaturen in der letzten Woche mit kalten Nächten. Nur eine Konstante schien es zu geben: Die Waller über 2,30m und einige weitere Kapitale bissen diesmal um die Mittagszeit. Der Showdown war zeitlich immer wie in wilden Westen!

Wir konzentrierten uns also darauf, unsere Angeltaktik weiter zu verfeinern um wirklich jeden Biss zu verwertet. Die wichtigste Umstellung war das Fischen mit Multirollen und durchgehender Hauptschnur von 0,71mm, welches auch trotz teils stärkerer Strömung keine Schwierigkeit darstellte. So hatten wir absolut keine Probleme mit Schnurabrissen an Felsen und Muschelbänken mehr, keine Krautklumpen in den Schlagschnurknoten und eine Menge an Reichweite.

Auch wenn einige Tage sehr zäh verliefen, konnten wir dennoch regelmäßig sehr große Fische überlisten. Oft wechselten sich die Beissphasen- und Tage von Wallern und Karpfen regelrecht ab. Wir kitzelten alles Mögliche raus und verloren nur einen sehr großen Wels im Drill durch Ausschlitzen des Hakens. Neben der Mittagszeit spielten vielleicht auch weibliche Hormone eine Rolle. So konnte Minca drei Waller über 2,30m fangen. Der größte von 2,40m gab sich uns erst nach aufregendem Drill aus dem Schlauchboot geschlagen. In unseren letzten 30 Minuten Angelzeit folgte dann noch ein Fisch von 2,38m, welcher durch seinen mächtigen Schädel und das breite Kreuz zunächst auf einen weit längeren Fisch Hoffnung machte. Dennoch zählten beide ganz gewiss zu den größten Welsen, die bisher jemals am Embalse de Mequinenza gefangen wurden! Dazu gesellte sich auch noch unser bisher längster Schuppenkarpfen von 1,09m!

Doch auch ein Tag ohne jeglichen Biss auf unsere Köder wird mir für immer in Erinnerung bleiben. Als in der Abenddämmerung eine unserer Markierungbojen verschwand, dachte ich zunächst an Treibgut. Als ich dann jedoch mit dem Boot an den Spot fuhr, fand ich den Verursacher: Ein Wels von ca. 1m hatte sich die rote Styroporkugel von 12cm Durchmesser zur Hälfte in sein Maul gestopft und konnte sie nun nicht mehr abschütteln. Wahnsinn, ich dachte, so etwas sieht man nur auf irgendwelchen Fake-Fun-Fotos! Nach einiger Zeit bekam ich den Marker zu fassen, und erst als ich ihn komplett aus dem Wasser hob, schüttelte sich der kleine Vielfraß los. Schade, dass ich keinen Fotoapparat zur Hand hatte!

Auch wenn wir üblicherweise lieber in Zweiergruppen einen Spot befischen, gestaltete sich die Kombination aus Waller- und Karpfenangeln als eine gute Symbiose mit viel Wildnis-Camplife und freundschaftlichem Beisammensein. Dazu gesellte sich noch Guide Nick mit seinen Gästen und zeitweise seiner Family. So wurden wir dann auch zweimal königlich bekocht. Besten Dank also noch mal an die ganze wilde Truppe für die gemeinsame Zeit!

Auch die Karpfenteams waren erfolgreich und konnten in der ersten Woche ca. 60 Karpfen fangen. Nicks Gruppen legten eine weitere Vielzahl an Schuppis auf die Matte, darunter etliche Exemplare zwischen 18-22kg.

Doch nicht nur Anhänger des catch&release und des respektvollen, unscheinbaren Auftretens in der Natur fanden ihren Weg an den Ebro. Erneut fanden wir Müll, Schlachtreste und aufgehängte Waller in den Bäumen. An zwei Tagen, wo wir nicht in der großen Gruppe angelten, versuchte man regelrecht, uns von unserem Angelplatz zu vertreiben. Die Situation eskalierte immer mehr, Plätze mit Ruhe schmolzen wie Eis in der Ebrosonne und seitens der spanischen Behörden wurde nichts unternommen. Nächstes Jahr soll eine zusätzliche Angellizenz eingeführt werden. Wir warten skeptisch ab, was dann passieren wird. Und fühlen uns gezwungen, uns in nächster Zeit auch nach alternativen Gewässern umzuschauen, so schwer das auch fällt. Was für eine Schande! Und an alle anderen vernünftigen Angler, die sich dort rum treiben, haben wir eine große Bitte: Stellt niemals Bilder mit Landschaft ins Internet, eure Spuren können ganz schnell verfolgt werden!

 

Statistik

Angler: Minca, Martin

Waller über 1m: 68

Waller über 2m: 19

Karpfen: 5 (14-18,5kg)

 

1.Tag:4

2.17 – 1.76 – 1.16 -1.03

2.Tag:4

2.27 – 1.93 – 1.50 – 1.23

3.Tag:3

1.97 – 1.80 – 1.79

4.Tag:0

5.Tag:3

1.67 – 1.56 – 1.39

6.Tag:2

1.95 – 1.84

7.Tag:7

2.01 – 1.86 – 1.84 – 1.80 – 1.79 – 1.70 – 1.27

8.Tag:2

1.86 – 1.68 

9.Tag:5

2.31 – 1.67 – 1.57 – 1.36 – 1.28

10.Tag:8

2.252.222.21 2.00 – 1.95 – 1.88 – 1.82 – 1.45

11.Tag:4

1.73 – 1.72 – 1.39 – 1.20

12.Tag:3

2.242.222.01

13.Tag:6

2.07 – 1.67 – 1.66 – 1.59 – 1.45 – 1.32

14.Tag:2

2.34 – 1.60

15.Tag:0

16.Tag:4

2.40  – 2.15 – 1.99 – 1.90

17.Tag:7

2.252.20 – 1.86 – 1.85 – 1.84 – 1.82 – 1.66

18.Tag:2

1.60 – 1.35

19.Tag:1

2.06 

20.Tag:0                                                                                                                                                                                                           

21.Tag:1

2.38