Don´t Panic!

Waller

September 2012 .  Spanien  .  Rio Ebro

Martin Peters

Nach meinen kanadischen Abenteuern stand für diesen Herbst ein Heimspiel am spanischen Rio Ebro an. Doch auch hier mussten alte Strategien überdacht und angepasst werden. Die Gerüchte von weiträumigen Sperrungen für das Uferangeln am Embalse de Mequinenza hatten noch keine Umsetzung gefunden. Doch wissen konnte man noch nicht so genau wer im Moment wo und was kontrollierte. Der herbstliche Ansturm von Anglern wurde durch die sehr niedrigen Wasserstände etwas gebremst. Mittlerweile fehlten 17m Wasser, Tendenz fallend.

An allen mit dem Auto erreichbaren Stellen hätten wir uns den Platz mit einigen Nachbarn teilen müssen. Zum Glück hatte ich für genau diese Situation einen passenden Plan und meine Begleiterin Minca erneut das richtige Bauchgefühl. Wenn wir gewusst hätten, welch quälende Arbeit unser Entschluss nach sich zog, hätten wir vermutlich etwas langsamer mit der Schlepperei begonnen. Wir beförderten unsere gesamte Ausrüstung samt Schlauchboot, Motor, Proviant, Wasser, Pellets und Outdoor-Unterkunft einen steinigen Abhang hinab, auf das Boot und über den Fluss. So erreichten wir ein augenscheinlich unbefischtes, von Land aus unerreichbares Plätzchen und sollten in der Tat die komplette Tour nahezu keinen weiteren Menschen sehen!

Nachdem wir noch am Anreisetag die vier Ruten im letzten Tageslicht ausgebracht hatten, wurden wir auch gleich mit zwei Wallern bis 2,21m belohnt. Am nächsten Tag wussten wir ganz gewiss, dass unsere Wahl richtig war. Minca konnte gleich zweimal ihren PB fangen, mit zwei Welsen über 2,30m!

Wir bekamen an den folgenden Tagen viele Bisse und drillten bei sonnig warmen Wetter vom Ufer und vom Boot. Wir fingen 2m-Fische und kämpften nicht nur gegen brachiale Fluchten, sondern auch gegen Bäume und Felsen unter Wasser. Nach dem ersten Tag war der Materialverlust so erheblich, dass ich Angst bekam nicht genügend Schnur und Haken mitgenommen zu haben. Besonders die Wahl von zu kurzer Schlagschnur wurde durch zwei Abrisse bestraft – 20m vorgeschalteter 0,90er Schnur war hier mehr als angebracht! Erst als wir drei Baumstämme inklusive drei unserer Montagen mit dem Schlauchboot und Strick bergen und ein ungefähres Bild von den Unterwasserhindernissen hatten, bekamen wir die Situation unter Kontrolle. Doch der Fluss war gnadenlos. In Schüben kam eine Menge gelöstes Kraut stromab und so verbrachten wir einige Zeit damit unsere Schnüre und Montagen davon zu befreien. Wir versuchten, unsere Fallen stets scharf zu halten – auch wenn zu manchen Zeiten kein effektives Angeln möglich war. Einmal mussten wir sogar nachts unser Camp im trocken liegenden Flussbett abbauen und vor einem kurzzeitigen aber schnellen Wasseranstieg flüchten.

Durch das niedrige Wasser versammelten sich an den aussichtsreichsten Stellen die größten Waller. Viele Welse waren ähnlich wie zur Laichzeit verbissen. Es musste also untereinander eine Art Revierkampf stattfinden. So gelang es uns wie auch schon im letzten Jahr selektiv viele Waller über 2m zu fangen. Minca konnte ihren PB noch einmal auf 2,35m steigern und ihren ersten Waller von 2,33m ein zweites Mal fangen. Zum Schluss konnten wir auf 27 Fische über 2m zurück blicken!

Gegen Ende der Tour erlebten wir einen heftigen Temperatursturz mit Tageshöchsttemperaturen von 11-14°C und anhaltenden Regenfällen. Dennoch konnten wir trotz kälterem Wasser weiter gute Fische überlisten. Lediglich Abbau und Abreise im Dauerregen war noch mal ein letztes Kräftezehren.

Rückblickend haben wir alles gegeben und hatten den Kräften der Natur gut standgehalten. Wir hoffen, dass nächstes Jahr der Schutz und die Kontrollen für dieses besonderen Ausnahmegewässers weiter vorangetrieben werden. Der Erhalt der Welsbestände hat erste Priorität und für alles Weitere haben wir dann ganz sicher einen passenden Plan!

Oder wie Minca in allen Situationen stets zu sage pflegte: „Don´t panic. Und danke für den Fisch!“

 

Statistik

Angler: Minca , Martin

Waller über 1m: 63

Waller über 2m: 27

Karpfen: 12

1.Tag:2
2.21 – 1.67

2.Tag:6
2.342.332.182.12 – 1.87 – 1.71

3.Tag:5
2.332.222.15 – 1.54 – 1.35

4.Tag:10
2.23 – 2.192.092.042.022.01 – 1.78 – 1.72 – 1.41 – 1.27

5.Tag:6
2.13 – 1.72 – 1.61 – 1.56 – 1.49 – 1.40

6.Tag:8
2.18 2.17 – 1.65 – 1.60 – 1.51 – 1.48 – 1.44 – 1.01

7.Tag:2
1.63 – 1.21

8.Tag:3
1.49 – 1.44 – 1.10

9.Tag:4
2.142.07 – 1.79 – 1.27

10.Tag:3
2.33 – 1.88 – 1.59

11.Tag:9
2.352.252.182.122.01 – 1.94 – 1.90 – 1.83 – 1.62

12.Tag:4
2.152.13 – 1.67 – 1.20

13.Tag:1
1.83