Northern Piking

Hecht

Juni 2012 .  Kanada

Martin Peters

Es sollte eine Reise zurück zu meinen Wurzeln werden, doch weit weg in exotische Ferne. Nach vielen Wochen Hechtangelns in den schwedischen Schären und den deutschen Bodden plante ich zwei Jahre lang eine Spinnfischtour in die Wildnis Kanadas. Auf der Suche nach dem Gewässer mit den meisten und größten Hechten der Welt. Mit dem Anspruch, diese in klarem Flachwasser fangen zu können und fern ab der überfischten Gewässer zu angeln.

Mit dabei war Mario: Zanderfreak, Hechtneuling, doch vor allem begeisterter Spinnfischer. Dann begann das Abenteuer Anreise: Drei Flüge, Zoll, Verspätungen, sieben Stunden Fahrt mit dem Mietwagen auch über schlammigste Schotterpisten und Bootstour zu unserem Ausgangspunkt im Nichts. Nach 35 Stunden hatten wir unsere Lodge erreicht, packten unser Angelzeugs und fuhren in eine Nebel verhangende Landschaft aus Wasser und tausender Inseln. Mein erster Wurf mit dem Jerk brachte einen Hecht von 91cm, der zweite 106cm. Bereits den ersten Tag beendeten wir nach fünf Stunden mit 69 Hechten!

Darauf folge leider eine Schlechtwetterfront mit kalter Luft, wir mussten die Hechte erneut finden. Wir probierten stets parallel etwas andere Köder und Strategien aus. War Suchen angesagt oder ein Fischen im tieferen Wasser erforderlich, brachten 16er Gummifische und Sandras mit 10g-Bleiköpfen und der sinkende Zam die besten Erfolge. Die Strukturen von Bucht zu Bucht wechselten ständig, und diese Köder konnte man erstaunlich flexibel zwischen 0,5-2m Lauftiefe einsetzen. Mal waren die Lagunen steinig karg bis sandig, dann wieder eher mit schlammig braunem Boden und sumpfiger Vegetation und an anderen Stellen komplett mit Holz überzogen. An vielen Stellen lagen die Baumstämme wie umgefallene Mikadostäbe am Grund. Meist war das Wasser glasklar, in den hinteren Bereichen größerer Buchten jedoch durchsichtig braun. So kamen sogar an sonnigen Tagen auch immer wieder die grellsten Farben an den Karabiner, und auch dezent fluoreszierende Köder waren zeitweise unschlagbar.

Hatten wir die Hechte gefunden oder angelten über den unwegsamsten Hindernissen hinweg, spielten schwimmende Buster Jerks und Zalts ihr wahres Potential aus. Diese Köder konnte man ausreichend lange auf der Stelle tanzen lassen, bis die Räuber aus ihrem Dickicht hervorstießen und sie mit einem energischen Schwall von der Wasseroberfläche inhalierten. Nach ein paar Tagen griffen wir in jeder Situation zielsicher zur richtigen Rute – die pure Abwechslung!

Die vielen Live-Attacken, Bisse und Drills im klaren Wasser machten die Sache zu einer sehr kurzweiligen und spaßigen Angelegenheit. Zwei Mal näherten sich drei Hechte aus verschiedenen Richtungen gleichzeitig meinem Köder. Ein anderes Mal hing ein kleinerer Hecht am vorderen Drilling meines Gummifisches, während ein größerer ihm den Gummifisch stehlen wollte. Der Fisch am Haken bekam Panik und dachte, er würde selbst zur Beute werden. Fast hätte ich zwei Hechte mit einem Köder gefangen! Die Vorstellung wurde erst beendet, als Mario auch seinen Köder für einige Sekunden unter Wasser eintauchte… einer von hunderten Bissen auf Sicht, darunter auch einige Meterfische direkt vor dem Boot!

Doch nicht immer waren die Hechte in purer Fresslaune – an manchen Tagen waren ganz besonders die großen Exemplare recht launisch. Wir konnten miterleben, wie man Nachläufer durch eine geschickte Köderauswahl und -führung vielleicht doch noch zu einer Attacke reizen konnte – oder eben auch nicht. Die aufgescheuchten Hechte waren in der Regel jedoch nicht mehr zum Biss zu animieren. Ebenso nicht die laichenden Fische, die durch das kältere Frühjahr leider noch nicht ganz durch waren. Viele Hechte hatten noch Bissspuren am Rücken.

An guten Tagen waren die Hechte im Durchschnitt größer, an schlechteren kleiner. Dennoch war es hier zu dieser Zeit kaum möglich, an einem Tag zu zweit weniger als 50 Hechte zu fangen. Als wir das erste Mal die 100 Fische erreichten, stoppten wir den Ausflug für diesen Tag – nur um das Ergebnis später mit 107 Hechten überbieten zu können! Ein weiterer sehr denkwürdiger Moment waren fünf Würfe auf den gleichen Spot – sie überredeten vier Meterhechte in Folge zu einem Fototermin!

Die Landschaft Saskatchewans beeindruckte mit ihrem Abwechslungsreichtum und unendlichen Weiten aus Wasserflächen, Sümpfen, Wäldern, Inseln, Riffen und Bächen. Auf unseren Bootstouren konnte man keine menschlichen Spuren erkennen – keine Hütten, keine Baumrodungen, keine Leitungen, keine Strassen. Wir angelten zum Teil an Stellen, an welchen in diesem Jahr noch niemand vor uns gefischt hat. Und mit Ködern, die hier noch so gut wie kein Hecht kannte. Unglaublich: Hier wurden von anderen Anglern fast nur Spinner und Blinker oder die Fliegenrute eingesetzt, unsere Köderkiste war absolut unbekannt.

Neben Hechten konnte man hier auch Unmengen von Walleyes (amerikanischer Zander) und Saiblingen fangen, von welchen uns einige als Beifang an die Kunstköder gingen.

Wir beendeten die Tour mit unglaublichen 911 Fischen. Leider konnten wir keinen der ganz großen Hechtdamen überlisten, sind uns aber aus vielen verlässlichen Quellen sicher hier jederzeit einen Fisch über 1,30m fangen zu können. Wir haben damit noch eine Rechnung auf diesem Kontinent offen und werden ganz sicher zurückkehren!

Zitat Marios Mail einen Tag nach unserer Heimkehr:Mann war das ein geiler Trip, ich kann’s immer noch kaum glauben!“

 

Statistik

Angler: Mario, Martin

Hechte: 894

Hechte über 100cm: 12

Saiblinge: 15 (um 60cm)

Walleyes: 2 (bis 69cm)

1.Tag:69                                                                                                                 106 – 97 – 95 – 92 – 91 – …

2.Tag:53                                                                                                                                                                                 85 – …

3.Tag:33                                                                                                                                                                               102 – 87 – …

4.Tag:55                                                                                                                                                                                 97 – 91 – 90 – …

5.Tag:50                                                                                                                                                                                 88 – …

6.Tag:59                                                                                                                                                                               103 – 96 – 92 – 90 – …

7.Tag:100                                                                                                                                                                             102 – 92 – 92 – 91 – 90 – 90 – …    

8.Tag:81                                                                                                                                                             101–97–96-…        

9.Tag:75                                                                                                                                                                                 95 – 90 – …

10.Tag:83                                                                                                                                                                               97 – 94 – 92 – 91 – 90 – …                                               

11.Tag:107                                                                                                                                                                            106 103 102 101 – 90 – 90 – …     

12.Tag:79                                                                                                                                                                              101 96 – 96 – 94 – 92 – …

13.Tag:50                                                                                                                                                                105100-…