Die Kunst des Spinnfischens

Nilbarsch

Dezember 2013 .  Uganda  .  Nil

Martin Peters

Nach den unvergesslichen Abenteuern, die wir auf unserer ersten Reise nach Uganda erlebt haben, stand für Frank und mich schnell fest: Wir würden ein Jahr später zurück ins tropische Afrika kehren. Motiviert durch unsere vorangegangenen Spinnfischerfolge wollten wir auf unserer zweiten Tour ausschließlich auf das Angeln mit Kunstködern setzen. So wurden ein Jahr lang neue Montagen getüftelt, Ködersysteme verbessert, Materialien verändert und ich entwickelte und produzierte sogar Eigenbau-Gummifische speziell für diese Tour!

Wir wollten jedoch nicht nur die Spinnfischmethoden weiter ausreizen, sondern auch uns unbekannte 80km Flusslauf mit vielen Wildwasserstrecken erkunden und neben den Murchison Falls weitere, atemberaubenden Wasserfälle beangeln. Unser Angelgebiet war erneut der Murchison Falls National Park Ugandas, in welchem dem Nil auf über 100km Flusslänge kein Fisch entnommen werden durfte. Wie sich herausstellen sollte, machten die Parkranger einen ausgezeichneten Job und schützten den Fluss nun auch nachts vor Wilderen. Wir waren froh, dass die Gelder des Tourismus zum Erhalt dieser letzten Wildnis eingesetzt wurden und wir das auch spüren konnten!

Als wir uns mit dem Geländewagen dem Nil näherten, stieg unsere Aufregung. Wie waren die Wasserstände dieses Jahr? Wie groß die Trübung? Und vor allem: Hatten wir halbwegs krautfreies Wasser? Doch wir lagen genau richtig – die Trockenzeit hatte bereits seit drei Wochen eingesetzt, der Nil war sogar noch etwas flacher und klarer als letztes Jahr. Also wussten wir, was zu tun war. Am Abend gab es ein freudiges Wiedersehen mit vielen bekannten Gesicherten und besonders unser Guide Echi war ganz gespannt darauf, mit uns wieder zum Spinnfischen aufs Wasser zu ziehen. Nach unserer letzten Tour hatte das keiner mehr in der Form versucht, und auch dieses Jahr sollten wir über fast die komplette Zeit die Nilstrecke für uns allein haben! Mit der morgendlichen Sonne machten wir uns auf, um unsere bekannten Hotspots zwischen Nilpferden, Krokodilen und Stromschnellen abzugrasen – und waren nach kurzer Zeit wieder mitten drin im Nilbarsch Wahnsinn! Alles funktionierte erneut, und unsere kleinen Veränderungen sogar noch besser. Wir wussten ja nun, wo man ankern konnte, wie man andere Spots nach mühevollen Märschen über die Gebirgshänge vom Ufer anwerfen musste und welches die jeweils beste Taktik für den Drill war. Bereits am ersten Tag konnten wir 23 Nilbarsche landen!

Die Kunst lag jedoch nicht nur in der Wahl der perfekten Methoden. Die Kunst bestand auch darin, eins zu werden mit der rauen Ursprünglichkeit, welche den meisten Menschen der westlichen Welt so fremd geworden ist. In Einklang mit sich selbst und seiner Umwelt zu gelangen. Eine Zeitlosigkeit zu erleben, welche jegliche Anstrengungen in der schweißtreibenden Hitze vergessen ließ. Ständig vorangetrieben durch die Instinkte der Jagd, welche ein endgültiges Verschmelzen mit dem wilden Fluss bewirkten.

Wir verbrachten die ersten acht Tage bis zu zwölf Stunden auf dem Wasser und konnten am Ende dieser Zeit unglaubliche 103 Nilbarsche überlisten. Fast alle meiner Fische vielen auf die eigenhändig gegossenen Gummis herein, das war natürlich ein ganz besonderes Erlebnis. Insbesondere die strömungstaugliche, schlanke 18cm-Variante entwickelte sich zum absoluten Hit. Durch unsere kompromisslose Gerätezusammenstellung gelang es mir auf dieser Tour, nicht einen einzigen Fisch durch Schnurbruch zu verlieren, trotz zum Teil haarsträubender Drills in unwegsamsten Gelände! Zwar konnten wir keinen Nilbarsch von 50kg bzw. 1,50m fangen, verloren aber einen Fisch in dieser Größenordnung direkt vor dem Boot. Ein weiterer Fisch, der ordentlich Druck machte, stieg unter dem Boot nach kurzem Drill aus. Aber das ist Angeln, wir freuten uns über eine Vielzahl guter Fänge und die deutlich erhöhte Anzahl an Nachwuchsbarschen in diesem Jahr – erneut ein Zeichen des verbesserten Schutzes dieser Strecke.

Über die Nilbarschen hinaus gab es auch wieder einige exotische Beifänge. Neben vier Semutundu Welsen versuchte sich erneut, einer der seltenen Nilhechte den Gummifisch rein zu ziehen! Und auch das ein oder andere Krokodil zeige reges Interesse an unsern Kunstködern…

Nach unserer Bootsetappe erkundeten wir weitere Flusstrecken mit dem Geländewagen, die durch starkes Wildwasser nicht mit einem Boot befahren werden konnten. Weitere Highlights waren die Karuma und Ayago Falls. Hier gestaltete sich das Angeln vom Ufer als sehr schwierig, zumal die unzähligen Krokodile ein Durchwaten flacherer Passagen völlig unmöglich machten. Doch in Kombination mit viel Wildlife waren unsere drei Safari-Erkundungsausflüge mehr als lohnenswert und wir konnten das Gesamtergebnis auf 106 Nilbarsche hochschrauben, was unsere Erwartungen bei Weitem übertraf!

Hier herrschte noch die Aufbruchsstimmung, wie es beim Wallerangeln in Europa vielleicht einmal vor vielen Jahren war. Und wir sind uns sicher: Irgendwann werden wir im Victoria Nil einen der ganz großen Nilbarsche auf Kunstköder fangen – und können uns keinen Platz auf der Welt vorstellen, auf welchem dieses aufregender sein könnte!

 

Statistik

Angler: Frank, Martin

Nilbarsche über o.5m: 106

Nilbarsche über 1m: 15

1.Tag:23

1.101.00 – 0.89 – 0.87 – 0.86 – 0.83 – 0.79 – 0.76 – 0.73 – 0.71 – 0.68 – 0.67 – 0.67 – 0.65 – 0.63 – 0.63 – 0.61 – 0.59 – 0.58 – 0.58 – 0.57 – 0.54 – 0.52

2.Tag:11

1.361.361.111.03 – 0.91 – 0.90 – 0.81 – 0.76 – 0.72 – 0.58 – 0.54

3.Tag:17

1.051.041.03 – 0.84 – 0.83 – 0.82 – 0.77 – 0.74 – 0.73 – 0.72 – 0.67 – 0.67 – 0.65 – 0.63 – 0.58 – 0.53 – 0.52

4.Tag:12

1.30 – 0.99 – 0.93 – 0.90 – 0.87 – 0.85 – 0.81 – 0.81 – 0.68 – 0.66 – 0.65 – 0.59

5.Tag:10

1.03 – 0.97 – 0.86 – 0.82 – 0.81 – 0.70 – 0.70 – 0.66 – 0.64 – 0.60

6.Tag:11

1.04 – 0.95 – 0.85 – 0.80  – 0.74 – 0.71 – 0.67 – 0.66 – 0.65 – 0.61 – 0.61

7.Tag:7

1.26 – 0.85 – 0.77 – 0.73 – 0.60 – 0.51 – 0.50

8.Tag:12

1.341.09 – 0.97 – 0.91 – 0.85 – 0.85 – 0.78 – 0.69 – 0.64 – 0.61 – 0.59 – 0.58

9.Tag:3

0.75 – 0.71 – 0.61